Ein sehr lieber Freund hat mir sein lang gehegtes Kochbuch
„De Re Coquinaria“ ( ursprünglich geschrieben 1545 ) zu meiner Verwendung überlassen.
Das Buch ist eine handschriftliche und auch so nachgedruckte
Fassung von Phillipine Welser ,
einer Augsburger Patriziertochter und Ehefrau
von Erzherzog Ferdinand II, Landesherzog von Tirol.
Sie beschäftigte sich leidenschaftlich mit der
Pflanzenheilkunde und der Kochkunst . Über beides schrieb sie auch.
Gottseidank ist bei dem Buch auch eine Transkription dabei,
sonst hätte ich wohl mehr Probleme bei der Umsetzung gehabt....
Aber es ist ein grandioses Geschenk und ich freue mich
wahnsinnig darüber.
Ich bin sicher ich werde noch viel Spaß damit haben. Eine
echte Herausforderung…
Jedenfalls habe ich mir nun mal ein halbwegs leicht
nachzukochendes und verständliches Rezept ausgesucht auf das Udo und ich auch
großen Appetit hatten:
Gefülltes Kraut.
Das Rezept lautet:
(Punkte und Kommata muss man sich dazu denken.)
wilt du ain weiß gefiltz kraut machen
so nim das kraut vnd helteres aus das gar hol wird mach ein
fil hack kalbflesch vnd das faist von ainem nieren faisten vnd aller lai gutten
kreytter vnd schlag ayr dar ein.
Gewirz die fil ab mit safern pgeger vnd muskat blye vnd fil
das kraut dar mit . so las es aif seyden jn aim waser daus her aus vnd daus in
a goutten flesch brye vnd setz es wol dar vnd dau a wenig esich darein en gibs
waram.
Also gut.
Ich habe das Kraut genommen, ausgehöhlt,
500g Hackfleisch (allerdings mangels Verfügbarkeit nicht
Kalb, und auch keine Innereien wie im Originalrezept ) sondern Schweinehackfleisch mit 2 Eiern,
aller lei gutten kreytter, also Majoran, Petersilie, und Dill, und mit Muskat,
Salz und Pfeffer und ein wenig Safran gemischt
und die Füllung dann in das Kraut gestopft. Nicht dass ich keine Innereien mögen würde, ich hatte leider einfach gerade keine zur Verfügung.
Ab damit in eine Backform, ein paar Butterflöckchen darauf
und Wasser angießen. (so las es aif seyden jn aim waser)
Während das Gefüllte Kraut im Wasserbad im Ofen garte habe
ich dann eine Sauce ( flesch brye ) gemacht, also Zwiebeln und etwas Speck
angebraten, mit Wasser und Bier aufgegossen , etwas von Udo aufbewahrten selbst
gemachten Fleischfond dazugegeben und mit ein wenig Mehl abgebunden.
OK, das alles stand jetzt nicht sooo im Rezept, aber
schmecken soll es ja auch….
Also, dann „vnd daus in a goutten flesch brye vnd setz
es wol dar“
Habe ich das gefüllte Kraut dann mit der Sauce und
Kartoffelpüree angerichtet.
Ein paar kleine Tröpfchen Essig darüber geben den letzten Schliff!
(vnd dau a wenig esich darein en)
Und: Es war tatsächlich göttlich lecker!
Bewundernswert was diese Frau kochtechnisch drauf hatte, zu
dieser Zeit schon.
Ich werde auf jeden Fall noch mehrere Ihrer Rezepte
nachkochen denn die sind wirklich empfehlenswert.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenEin interessantes Rezept. Gefülltes Kraut geht bei mir eigentlich auch immer. :-)
AntwortenLöschenDu hast es wahrscheinlich offen im Ofen gegart, oder? Wie lange denn? Ist der ausgehöhlte Krautkopf ist bis ganz oben am Rand gar geworden?